Deutschland hat 2024 insgesamt 66,8 Terawattstunden Strom importiert. Die Exporte beliefen sich auf 35,1 Terawattstunden. Während die Importmengen in den letzten zehn Jahren stetig zugenommen haben, sind die Exporte tendenziell zurückgegangen. Lange Zeit hat Deutschland mehr Strom ins Ausland verkauft als von dort bezogen wurde. In den letzten zwei Jahren hat sich das Verhältnis umgekehrt. Der Importüberschuss ist jedoch gering: Er entsprach 2024 nur gut sieben Prozent der heimischen Stromerzeugung.
Warum Strom-Importe und -Exporte die deutsche Energiewende günstiger, sicherer und klimafreundlicher machen.
Deutschland profitiert stark vom grenzüberschreitenden Stromhandel: Im- und Exporte senken die Strompreise und stärken die Versorgungssicherheit. Und auch das Klima profitiert – denn importiert wird überwiegend sauberer Strom aus Erneuerbaren Energien.
Machen wir uns mit der Teilnahme am europäischen Stromhandel nicht vom Ausland abhängig?
Die Bundesrepublik importiert Strom, weil dies wirtschaftliche Vorteile bringt – und nicht, weil sie darauf angewiesen wäre. „Deutschland verfügt über ausreichend Erzeugungskapazitäten“, schreibt die . So lag die in einem aktuellen MarktkommentarMaximal (15. Januar, 11 Uhr). Dem standen im letzten Jahr im Schnitt 2024 bei gut 75 Gigawatt88 Gigawatt Leistung von Fossil-, Biomasse- und Wasserkraftwerken gegenüber. Zudem liefern Windräder auch bei Flauten noch nennenswerte Mengen Strom, ebenso Photovoltaik-Anlagen an wolkigen Tagen. Es ist also jederzeit möglich, den gesamten Bedarf durch die Erzeugung im Inland zu decken.
Ganz anders sieht es dagegen bei den fossilen Energien aus: Hier ist Deutschland in höchstem Maße von Importen abhängig. Der heimische Bedarf an Erdgas wird zu knapp 96 Prozent durch Einfuhren gedeckt, bei Mineralöl sind es gar 98 Prozent. Knapp 80 Milliarden Euro gab Deutschland 2024 für die Einfuhr fossiler Energieträger aus. Die durch den russischen Überfall auf die Ukraine ausgelöste Explosion der Gaspreise zeigt, welche Risiken diese Abhängigkeit birgt.
Deutschland hat seine AKWs abgeschaltet, importiert aber Atomstrom aus Frankreich. Entsteht hier eine neue Abhängigkeit?
Deutschland hat aus Frankreich 2024 knapp 16 Terawattstunden Strom bezogen. Damit ist das Land das zweitwichtigste Lieferland der Bundesrepublik. Die von dort bezogene Strommenge entsprach aber gerade einmal 3,5 Prozent des deutschen Netto-Stromverbrauchs. Vor allem aber: Deutschland bezieht Strom aus Frankreich – wie auch aus anderen Ländern – nur in den Stunden, in denen der Import kostengünstiger ist als die Erzeugung im Inland. Für die Versorgungssicherheit ist die Bundesrepublik nicht auf den Strom aus Frankreich angewiesen. Lesen Sie in unserem Faktenblatt, warum wir für Energiewende und Klimaschutz keine Atomenergie benötigen.
Warum ist es sinnvoll, Strom grenzüberschreitend zu handeln?
Der Stromhandel folgt denselben Prinzipien wie der Handel mit anderen Gütern: Strom wird importiert, wenn dies günstiger ist, als ihn im Inland zu erzeugen, und exportiert, wenn die Preise im Ausland höher sind oder die heimische Produktion den Bedarf im Inland übersteigt. Wie bei jedem anderen Handelsgeschäft geht es also vor allem darum, Kostenvorteile der jeweiligen Standorte zu nutzen.
Deutschland profitiert hier unter anderem davon, dass der Erneuerbare-Energien-Ausbau in anderen europäischen Ländern schon weiter fortgeschritten ist. Denn Strom aus Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen sowie Wasserkraftwerken ist deutlich günstiger als der, den Kohle- und Gaskraftwerke liefern. Wenn zum Beispiel die Windräder in Dänemark – der wichtigste Importpartner Deutschlands – auf Hochtouren laufen, lohnt es sich, Strom von dort zu beziehen, weil die Großhandelspreise im Nachbarland dann sehr niedrig sind. Die teuren deutschen Fossil-Kraftwerke können in solchen Zeiten gedrosselt werden. Das senkt nicht nur die Stromkosten von Bürgern und Unternehmen, sondern auch die CO2-Emissionen. In diesem Faktenblatt lesen Sie, wie die Erneuerbaren Energien Strom günstiger machen.
Bedeutet der Im- und Export ein Risiko für die Versorgungssicherheit?
Im Gegenteil – der grenzüberschreitende Stromhandel stärkt die Versorgungssicherheit: Im- und Exporte helfen, Schwankungen bei Erzeugung und Verbrauch auszugleichen, so dass weniger Wind- und Solarparks, Speicher sowie
installiert werden müssen, um eine verlässliche Versorgung zu gewährleisten. Wird zum Beispiel in Teilen Deutschlands wegen widriger Witterungsverhältnisse kaum Wind- und Solarstrom erzeugt, lässt sich dies oft auch durch Importe kompensieren, da in anderen Regionen Europas zur gleichen Zeit bessere Bedingungen für die Erneuerbaren Energien herrschen.Gute Gründe also für die europäischen Länder, ihren Stromhandel weiter auszubauen. Vielerorts entstehen derzeit neue Leitungen, die nationale Netze verbinden – etwa die Trasse NeuConnect zwischen Deutschland und Großbritannien, die 2028 in Betrieb gehen soll.
Wie beeinflusst der grenzüberschreitende Handel die Strompreise der Verbraucher?
Deutschland importiert Strom, wenn dies billiger ist als ihn im Inland zu erzeugen. Deshalb reduzieren die Importe die Preise im Strom-Großhandel. So hat der vermehrte Strombezug aus dem Ausland dazu beigetragen, dass der durchschnittliche Preis an der Strombörse 2024 hierzulande um 18 Prozent unter dem des Vorjahres lag. Damit sinken die Beschaffungskosten der Versorger – und in der Folge auch die Strompreise, die Haushalte und Unternehmen zahlen müssen.
Dazu kommt, dass der grenzüberschreitende Stromhandel das Versorgungssystem stützt: Die Netzbetreiber müssen seltener eingreifen, um Strom-Angebot und -Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen. Das stärkt nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern senkt auch die Strompreise, da die Kosten für solche Eingriffe über die Netzentgelte auf die Stromrechnungen umgelegt werden. Ein Beispiel dafür ist das Abregeln von Windenergie-Anlagen in Stunden, in denen sie mehr Strom erzeugen als die Netze aufnehmen können: Wird der Strom exportiert, können die Anlagen in dieser Zeit weiter Energie liefern. Andernfalls müssten sie abgeregelt werden, wofür die Betreiber eine über die Netzentgelte finanzierte Entschädigung erhalten.
Wie ist es um die Klimabilanz des importieren Stroms bestellt?
Rund 60 Prozent der deutschen Stromimporte entfallen auf Dänemark, Norwegen, die Schweiz und die Niederlande. In all diesen Ländern ist die Stromerzeugung weit klimafreundlicher als in Deutschland. In Dänemark zum Beispiel, wichtigster Stromlieferant der Bundesrepublik, lagen die CO2-Emissionen 2024 wegen des starken Windenergie-Ausbaus im Schnitt nur bei 120 Gramm pro Kilowattstunde – in Deutschland waren es 334 Gramm. In der Schweiz und in Norwegen, beides Länder mit hoher Wasserkraft-Leistung, betrugen die Emissionen gar weniger als 50 Gramm pro Kilowattstunde. In Summe verbessern die Importe die Klimabilanz der deutschen Stromversorgung deutlich.