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Wie die Erneuerbaren Energien die Strompreise senken.

Nach den enormen Ausschlägen der vergangenen Jahre haben sich die Strompreise zuletzt wieder stabilisiert – auch wegen des starken Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Dass die Preise nicht noch stärker fallen, liegt unter anderem an den hohen Kosten der Kohle- und Gaskraftwerke.

Wie haben sich die Strompreise in den letzten Jahren entwickelt?

Im Herbst 2021 setzte bei den Stromtarifen eine Preisrally ein, wie es sie nie zuvor gab: Die Preise stiegen binnen eines Jahres um 75 Prozent. Zuletzt haben sich die Preise aber wieder beruhigt. So mussten Haushalte Ende Februar 2025 im Durchschnitt knapp 36 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Das entspricht dem Preis von Ende 2021, kurz vor Beginn des Ukraine-Krieges. Diese Erhebung enthält allerdings auch teure Grundversorger-Tarife. Betrachtet man allein die Neukundentarife, beträgt der durchschnittliche Preis gar nur gut 29 Cent pro Kilowattstunde. Damit bewegen sich die Neukunden-Tarife auf dem Niveau vom Herbst 2021.

Auch für Gewerbe- und kleinere Industriebetriebe (jährlicher Stromverbrauch von bis zu 20 Terawattstunden) sind die Preise deutlich zurückgegangen. Sie lagen 2024 im Mittel bei knapp 17 Cent pro Kilowattstunde. Das entspricht dem Niveau von 2017.

Wie bilden sich die Strompreise?

Die Strompreise setzen sich aus drei Komponenten zusammen:

  • Steuern, Abgaben und Umlagen
  • Netzentgelte
  • die Kosten des Stromeinkaufs im Großhandel (incl. Marge der Versorger)

Der Posten „Steuern, Abgaben und Umlagen“ enthält die Mehrwert- und die Stromsteuer. Dazu kommen Umlagen und Abgaben zum Beispiel für die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung oder die Absicherung von Investitionen in die Offshore-Windenergie. Bei Privatkunden macht dieser Posten etwa 31 Prozent des Strompreises aus.

Die Netzentgelte finanzieren unter anderem den Betrieb und den Ausbau des Stromnetzes sowie die Stromzähler und die Abrechnung. Sie haben heute im Mittel einen Anteil von 26 Prozent am Strompreis. Zwischen 2021 und 2024 sind die Netzentgelte deutlich gestiegen. Das lag vor allem am gestiegenen Investitionsbedarf sowie den höheren Kosten für das Netzmanagement, beides auch bedingt durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Die Inflation hinterließ hier ebenfalls Spuren. In diesem Jahr sinken die Netzentgelte im Durchschnitt leicht, weil das Verfahren für deren Berechnung überarbeitet wurde.

Mit einem Anteil von 43 Prozent sind die Kosten des Stromeinkaufs im Großhandel der mit Abstand wichtigste Posten bei der Bildung des Strompreises. Und hier sind die Preise in den letzten Jahren gefallen: Die Kurve am Spotmarkt der Strombörse – wichtigster Indikator für die Preisentwicklung im Großhandel – weist seit 2021 stetig nach unten. Das hat den Anstieg der Netzentgelte mehr als wettgemacht. In der Folge sind auch die Strompreise für Endkunden gesunken.

Warum ist Strom an der Börse in den letzten Jahren günstiger geworden?

Ein zentraler Grund: der starke Ausbau der Erneuerbaren Energien. Denn wie viel eine Kilowattstunde Strom am Spotmarkt kostet, hängt davon ab, welche Kraftwerke benötigt werden, um den jeweiligen Bedarf zu decken. Zunächst kommen diejenigen Anlagen zum Einsatz, die zu den geringsten Kosten Strom liefern können, weil sie keine Brennstoffe benötigen: Windräder, Photovoltaik-Anlagen und Wasserkraftwerke. Dann folgen die Kohle- und Gaskraftwerke nach Reihenfolge ihrer Kosten. Den Preis setzt die letzte Anlage, die nötig ist, um die Versorgung zu sichern („Merit-Order-Prinzip“).

Je mehr Solar- und Windenergieanlagen installiert sind, desto weniger müssen die teuren Kohle- und Gaskraftwerke laufen, um den Bedarf zu decken. Das senkt nicht nur die Treibhausgasemissionen, sondern auch die Stromkosten. So lag der Spotmarkt-Preis (Day-Ahead-Auktionen) 2024 im Jahresschnitt rund 18 Prozent niedriger als 2021.

Noch stärker wären die Notierungen im Großhandel gesunken, wenn nicht die Kohle- und Gaspreise und damit die Erzeugungskosten der fossilen Kraftwerke gestiegen wären. Kohle kostet heute deutlich mehr als noch vor Beginn des Ukraine-Krieges, Erdgas ist teurer als vor vier Jahren. Die höheren Preise der fossilen Energien verhindern also, dass die Stromkosten noch weiter zurückgehen.

Werden die Erneuerbaren Energien heute noch gefördert?

Ja, die meisten Anlagenbetreiber erhalten für ihren eingespeisten Strom mit der EEG-Vergütung eine Förderung. Sie  mindert das Investitionsrisiko, indem sie den Betreibern, kommerziellen genauso wie privaten, für ihren ins Netz eingespeisten Strom einen kalkulierbaren Erlös garantiert. Finanziert wird diese Förderung aus dem Bundeshaushalt. Im letzten Jahr summierte sie sich auf insgesamt 18,5 Milliarden Euro. Ein großer Teil entfällt dabei auf alte Anlagen, denen noch sehr hohe Vergütungssätze zustehen. So bekommen die Betreiber von Anlagen, die 2006 in Betrieb gingen, bis heute fast 52 Cent pro eingespeiste Kilowattstunde. Zum Vergleich: Wer im März 2025 eine Kleinanlage neu ans Netz bringt, erhält für den eingespeisten Strom eine Vergütung von gerade einmal knapp acht Cent. Die EEG-Vergütung ist auf 20 Jahre befristet. Daher fallen die Altanlagen mit der hohen garantierten Vergütung nach und nach aus der Förderung.

Und wie viel Geld fließt in die fossilen Energien?

Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) subventioniert der Staat Kohle, Öl und Gas mit 70 Milliarden Euro pro Jahr – also mit einem Mehrfachen der Fördersumme, die die Erneuerbaren Energien erhalten. Die fossilen Subventionen entsprechen fast zwei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung.

Sind noch weitere Kosten relevant?

Ja, das Verbrennen von Kohle Öl und Gas verursacht Emissionen. Diese Emissionen führen zu Klima-Gesundheits- und Umweltschäden.  Diese Schäden werden als so genannte externe Kosten bezeichnet. Das Umweltbundesamt beziffert diese Schadenskosten allein im Stromsektor auf etwa 90 Milliarden Euro pro Jahr. Gaskraftwerke verursachen externe Kosten von fast 9,4 Cent pro erzeugte Kilowattstunde Strom, bei Braunkohle-Kraftwerken sind es gar 22,7 Cent. Die externen Kosten bei den Erneuerbaren Energien fallen deutlich geringer aus. Für Photovoltaik-Anlagen beziffert das Umweltbundesamt diese auf 1,35 Cent pro Kilowattstunde, bei der Windenergie auf nur 0,2 Cent.

Die externen Kosten werden von der gesamten Gesellschaft getragen. So lassen zum Beispiel klimawandelbedingte Dürren und Überschwemmungen die Lebensmittelpreise steigen, die von Schadstoffen verursachten Gesundheitskosten führen zu höheren Krankenkassenbeiträgen. Nicht zu vergessen der unmittelbare Schaden, den etwa Extremwetterereignisse verursachen und die oft aus Steuergeldern gedeckt werden. So stellt der Bund allein für das 2021 von einer Flutkatastrophe verwüstete Ahrtal bis zu 30 Milliarden Euro zur Verfügung.

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