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Interview mit Silvan Küffer, Gründer von Solar Energy Solutions Belize Ltd. und Technikpartner der cdw Stiftung in Belize

Sie haben mit Unterstützung der Schweizer Regierung und der cdw Stiftung das abgelegene Bergdorf La Gracia in Belize mit einer Solarinselanlage elektrifiziert.  Wie reagieren die Menschen auf die Ankunft von Strom?

Man bringt den Leuten ja grundsätzlich nichts Neues. Zugang zu Strom und die damit verbundenen Errungenschaften sind längst ein menschliches Grundbedürfnis. Auch in abgelegenen Dörfern weit abseits des Stromnetzes haben Haushalte schon lange Zugang zu Strom. Durch kleine Dieselgeneratoren, die es schon vor Jahren in diese Gegenden geschafft haben. Deren Betrieb ist aber sehr teuer, und die Menschen haben nur dann Strom, wenn sie ihn sich leisten können. Geräte, die eine dauerhafte Stromversorgung benötigen, können so nicht betrieben werden. Lange war unsere Solar-Technologie aus Kostengründen keine Alternative. Für den Betrieb eines Kühlschranks waren die notwendigen Investitionen nicht bezahlbar. Das ist längst anders. Wir kommen mit dem Solarstrom, weil er zuverlässig ist, wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht und konkurrenzfähig ist.

Warum braucht es dann das Engagement der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und von Nichtregierungsorganisationen?

Im Stromsektor haben wir keinen freien Markt. Für die Elektrifizierung abseits des Stromnetzes fehlen den lokalen Stromversorgern wie BEL meist nicht nur die notwendigen Mittel für die Anfangsinvestitionen, sondern vor allem auch das eigene Wissen. Erst externe Finanzierung eröffnet die Bereitschaft, sich auf diese neuen Möglichkeiten einzulassen und sich Bevölkerungsgruppen zuzuwenden, die keine großen politischen Einflussmöglichkeiten haben. Das letzte, woran nationale Stromversorger ein Interesse haben, ist das Dorf weit hinter dem Ende der Straße. Non-Profit-Organisationen wie die cdw Stiftung öffnen durch ihren Einsatz und ihre Kompetenzen Türen. Ängste und Sorgen werden abgebaut und neue Möglichkeiten entstehen.

Worauf ist bei der Standortwahl in Belize zu achten?

Bei der Auswahl der Standorte für eine Solarinselanlage ist es wichtig, Dörfer auszuwählen, die nicht auf dem Anschlussplan von BEL stehen. La Gracia wurde ausgewählt, weil es über acht Kilometer vom nationalen Stromnetz liegt und es unwahrscheinlich ist, dass es in den nächsten Jahren an das Netz angeschlossen wird. Die erste Anlage in La Gracia wurde zwei Jahre nach der Planungsphase in Betrieb genommen und liefert seit nunmehr drei Jahren zuverlässig Strom. Unser zweiter Standort Corazon Creek ist noch weiter vom Stromnetz entfernt.

Wie sieht es mit lokaler Akzeptanz aus?

Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Menschen vor Ort an Bord sind. Bei unseren Standortbesichtigungen für die Replizierung des Solar Off-Grid Modells haben uns in einem der abgelegenen Dörfer die Ältestenvertreter erzählt, dass die BEL vor zehn Jahren das Stromnetz bis dorthin ausbauen wollte – und die Dorfgemeinschaft abgelehnt hat. Eine technische Lösung wird nur funktionieren, wenn die Menschen von den Vorteilen deines Angebots überzeugt sind.

In La Gracia mussten wir auch zunächst das Vertrauen der Menschen gewinnen. Die meisten Bewohner stammen aus Guatemala oder Honduras, ihre Muttersprache ist Spanisch. Wir sprechen fließend Spanisch. Das war der Türöffner. Obwohl Englisch die offizielle Sprache in Belize ist, haben wir von Anfang an alle Projektinformationen auch auf Spanisch zur Verfügung gestellt.

Was bringt die Dorfstromversorgung? Der Zugang zu bezahlbarem Strom schafft in abgelegenen Regionen viele neue Möglichkeiten: Es kann eine Kühlkette aufgebaut werden, oder die Menschen können mit einer Mühle oder einem Entsafter Produkte, die sie bis jetzt roh verkauft haben, veredeln und so zu einer Gewinnsteigerung im Dorf beitragen. Mit unseren Projekten in La Gracia und Corazon Creek will BEL Kompetenzen in der Installation, Inbetriebnahme und Wartung von dezentralen PV-Anlagen aufbauen. Das Wissen dazu vermitteln wir direkt in unserem Headquarter durch Trainings.