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Warum Dunkelflauten kein Grund zur Sorge sind.

Bei widrigem Wetter liefern Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen nur wenig Strom. Einen Blackout muss aber niemand fürchten: Auch bei einer Dunkelflaute ist die Versorgung zu jedem Zeitpunkt gesichert.

Was sind Dunkelflauten?

In manchen Winterwochen könnte man glatt vergessen, dass die Erde Teil eines Sonnensystems ist. Mitunter ist der Himmel in ganz Deutschland über Tage hinweg wolken- oder nebelverhangen – von Sonne keine Spur. Ist es zudem auch noch weitestgehend windstill zwischen Nordsee und Alpen, spricht man von einer sogenannten Dunkelflaute. Die Photovoltaik- und Windenergie-Anlagen liefern in solchen Phasen nur geringe Mengen Strom.

Laut einer Untersuchung des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) treten Dunkelflauten in Deutschland durchschnittlich jedoch nur zweimal jährlich auf, in der Regel im Spätherbst oder Winter. Sie dauern typischerweise zwischen zwei und acht Tagen.

Gefährden Dunkelflauten die Versorgungssicherheit?

Nein. In kaum einem anderen Land der Welt ist die Stromversorgung so sicher wie in Deutschland: Gerade einmal knapp 13 Minuten fiel hierzulande 2023 im Durchschnitt der Strom aus, hat die Bundesnetzagentur ermittelt. Der Wert ist seit vielen Jahren weitestgehend konstant. Die Störungen lassen sich meist auf Bauarbeiten zurückführen, bei denen ein Kabel durchtrennt wurde.

Warum die Versorgung auch bei einer längeren Dunkelflaute nicht gefährdet ist, zeigt schon ein Blick auf die Erzeugungskapazitäten: Im vergangenen Jahr waren Kraftwerke mit zusammen rund 82 Gigawatt Leistung installiert, die unabhängig von Wind und Wetter Strom liefern können. Dazu zählen vor allem Gas-, Kohle- und Biomasse-Kraftwerke. Die Last lag jedoch zu keinem Zeitpunkt höher als 77 Gigawatt.

Zwar steht nicht zu jedem Zeitpunkt die gesamte gesicherte Kraftwerksleistung zur Verfügung. Das muss sie aber auch gar nicht. Denn schließlich kann Deutschland Strom importieren. Während der letzten Dunkelflaute Mitte Januar 2025 zum Beispiel bezog die Bundesrepublik über drei Tage hinweg zwischen 4 und 14 Gigawatt Strom aus den Nachbarländern, vor allem aus den Niederlanden, Dänemark, Frankreich und Norwegen. Und das, obwohl es noch Reserven in der heimischen Stromerzeugung gab. Es war aber schlichtweg günstiger, Strom zu importieren, als ihn in heimischen Fossilkraftwerken zu erzeugen. Das kam auch dem Klimaschutz zugute, da der Importstrom weit weniger CO2-intensiv ist als hausgemachter Kohlestrom.

Kein Wunder also, dass sich die Bundesnetzagentur entspannt zeigt: „Dunkelflaute? Kein Grund zur Panik – warum der Strom auch in der dunklen Jahreszeit nicht knapp wird“, titelt die Behörde auf ihrer Website.

Wer soll bei einer Dunkelflaute die Versorgung sichern, wenn die Kohlekraftwerke vom Netz gehen?

An die Stelle der Kohlekraftwerke treten neue Gaskraftwerke, die einspringen können, wenn es an Wind- und Solarstrom fehlt. Die Ampel-Regierung hatte mit dem Kraftwerkssicherheitsgesetz bereits einen gesetzlichen Rahmen erarbeitet, der den Energiekonzernen Anreize zur Investition in neue Anlagen gibt. Wegen des Koalitionsbruchs hat der Bundestag dieses Gesetz nicht mehr verabschiedet. Das neue Kabinett dürfte nun den Faden wieder aufnehmen. So haben sich CDU, CSU und SPD in ihrem Sondierungspapier darauf geeinigt, bis 2030 den Bau neuer Gaskraftwerke mit zusammen bis zu 20 Gigawatt Leistung auszuschreiben. Nicht festgelegt haben die Parteien allerdings, ob die Kraftwerke wasserstofffähig sein müssen – also später auf den Betrieb mit klimaneutralem Wasserstoff umrüstbar sind. Dass dies zur Vorgabe wird, ist jedoch wahrscheinlich, da sich nur so die deutschen Klimaziele einhalten lassen.

Zusätzlich sorgt für Sicherheit, dass die Stromnetze der europäischen Länder mit dem Bau von grenzüberschreitenden Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen, den sogenannten Stromautobahnen, immer stärker zusammenwachsen. So wird zum Beispiel derzeit ein Unterwasserkabel zwischen Deutschland und England verlegt, das der wechselseitigen Versorgung dient. Dunkelflauten treten nämlich nur äußerst selten sehr großräumig auf, wie eine Analyse des Deutschen Wetterdienstes zeigt.

Und nicht zuletzt trägt auch der weitere Ausbau der Wind- und Solarenergie dazu bei, die Versorgung bei einer Dunkelflaute nach dem Kohleausstieg zu sichern. Denn völlig windstill ist es deutschlandweit gesehen nie, so dass stets etwas Windstrom eingespeist wird. Und auch die Photovoltaik-Anlagen liefern selbst dann noch ein wenig Strom, wenn das ganze Land unter einer dicken Wolkendecke liegt. Je mehr Leistung installiert ist, desto höher sind also die Erträge an solch tristen Flaute-Tagen.

Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, Dunkelflauten zu überbrücken?

Auch Speicher können – wenn auch nur zeitlich begrenzt – dazu beitragen, fehlenden Wind- und Solarstrom zu kompensieren. Die Dynamik gerade bei Großspeichern ist enorm: Den Netzbetreibern lagen Ende 2024 Anfragen für den Anschluss neuer Speicher mit einer Gesamtleistung von 226 Gigawatt vor. Selbst wenn nur ein Teil davon tatsächlich ans Netz geht, entsteht hier ein riesiges Reservoir, das bei Dunkelflauten kurzzeitig helfen kann, Strom-Angebot und -Nachfrage auszugleichen.

Dazu kommen die vielen Millionen Elektroautos, die künftig bidirektional ladbar sind – die also nicht nur dem Netz Strom entnehmen, sondern auch aus der Batterie dahin zurückspeisen können. Einer Studie zufolge wird die Entladeleistung aller bidirektional ladbaren Elektroautos 2035 hierzulande bei insgesamt 84 Gigawatt liegen.

Kann man auch beim Verbrauch ansetzen, um Dunkelflauten zu überbrücken?

Ja – auch das sogenannte Lastmanagement trägt dazu bei, mit Dunkelflauten zurechtzukommen. Dabei erhalten Verbraucher etwa aus der Industrie einen Anreiz, ihren Strombezug zu drosseln, wenn die Erzeugung von Wind- und Solarstrom einzubrechen droht.

Treiben Dunkelflauten die Strompreise nach oben?

Dunkelflauten haben praktisch keinen Einfluss auf die Strompreise, die die Verbraucher zahlen müssen. Zwar ziehen die Preise am Spotmarkt der Strombörse, an der sich die Versorger kurzfristig eindecken, während einer Dunkelflaute oft etwas an. Auf den Jahresverlauf gesehen fällt dies jedoch nicht ins Gewicht. So sind die Spotmarkt-Preise in den letzten Jahren im Durchschnitt sogar gesunken, unter anderem wegen des starken Zubaus der Erneuerbaren Energien.

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