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Anteil Erneuerbarer Energien: Erstmals ist Nordhessen beim Zubau Erneuerbarer-Energie-Anlagen langsamer als der Bund.

 

Nordhessens Wirtschaft und Politik wollen noch mehr Tempo bei der Energiewende machen. So soll laut der vom Aufsichtsrat des Regionalmanagements beschlossenen Energiewende-Charta bereits 2040 eine 100-proizentige Versorgung mit Erneuerbaren Energien (EE) in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität erreicht sein. Neben dem ökologischen Nutzen soll so auch eine hohe regionale Wertschöpfung entstehen. Das Potenzial ist groß. Bereits 2012 wurden jährlich 115 Millionen Euro durch den Betrieb der Erneuerbaren Energien in Nordhessen generiert.

Aus Sicht von Thomas Flügge, Geschäftsführer der cdw Stiftung in Kassel, reicht das aktuelle Engagement jedoch nicht aus, um diese selbst gewählten Ziele zu erreichen: „Die Energiewende hat in Nordhessen drastisch an Tempo verloren. Erstmals seit Beginn der Datenerfassung 2012 hatte Nordhessen im vergangenen Jahr eine geringere Zubauquote bei den EE-Anlagen als der Bund.“

Anteil Erneuerbarer Energien bei knapp 56 Prozent

Auch wenn der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch 2018 bei rund 55 Prozent (2017: 54 Prozent) lag, lesen sich die aktuellen Daten zur Energiewende nur vordergründig noch positiv. Denn die Region profitiert noch immer vom starken Zubau bei der Windenergie in den vergangenen Jahren. Für eine zuverlässige Stromversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien braucht es laut Flügge jedoch einen vernünftigen Strommix. „Die Quellen der Erneuerbaren Energien ergänzen sich. Das müssen wir beachten. 2018 war ein sehr sonnenreiches Jahr, während wir beim Wind und insbesondere bei Wasser Ertragseinbußen gegenüber dem Vorjahr hatten.“ Um das 100-Prozent-Ziel zu erreichen, müssen die Landkreise und die Stadt zusammen betrachtet werden. Der Stadt als größtem Verbraucher und mit geringer Fläche ist es unmöglich, sich vollständig aus Erneuerbaren Energien zu versorgen.

Weniger Windkraft, bei der Photovoltaik hinter Bund

Beim Bau von Windkraftanlagen ist die Beteiligung der Bürger durch die veränderten Rahmenbedingungen der Ausschreibungen erschwert worden. Es werden immer weniger Anlagen gebaut. Der deutliche Tempoverlust des Vorjahres bei der installierten Leistung neuer Windkraftanlagen hat sich weiter verschärft. So sank deren Zubauquote auf 7,4 Prozent. 2017 betrug sie noch 17,7 Prozent und 2016 sogar 26,3 Prozent.

Beim Zubau der Photovoltaik ist demgegenüber ein leichter Anstieg zu verzeichnen. 2018 betrug die Quote 4,4 Prozent gegenüber 2,5 Prozent im Vorjahr. Allerdings ist der Zubau im fünften Jahr in Folge niedriger als im Bundestrend, und der Abstand wächst. „In Deutschland war die Geschwindigkeit beim Zubau der Photovoltaik im vergangenen Jahr doppelt so hoch wie in Nordhessen. Wir verzichten damit in der Region auf die Energiequelle, die mit knapp 100 Millionen Euro die höchste regionale Wertschöpfung erzeugt und die in der Bevölkerung eine Akzeptanzquote von über 90 Prozent aufweist“, mahnt Flügge, der weiterhin betont, dass Nordhessen Gefahr läuft, seinen Status als Pionierregion zu verlieren.